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04.07.2013
Spendenaktion für obdachlose Familie nach Großbrand

Genna. Bis in die frühen Morgenstunden des Donnerstag haben die Löscharbeiten nach dem Großbrand gedauert. Es waren über 100 Feuerwehrleute im Einsatz. Durch die enorme Wasserentnahme kam es sogar zu Rohrbrüchen. Für die nun obdachlose Familie werden Spenden gesammelt. Die Ursache des Feuers war, so Polizei-Pressesprecher Dietmar Boronowski, brennendes Speiseöl.

Über dem Gebäudekomplex des Unternehmens Schütte Indus­trie Service und dem angrenzenden Wohnhaus an der Gennaer Straße 64 liegt auch noch am Donnerstagmorgen beißender Brandgeruch. Gegen Mittag zieht die letzte Brandwache ab. „Feuerwehr-Sperrzone“ steht auf dem Flatterband, das Unbefugten das Betreten des Geländes untersagt.

Ein Großbrand hat in der Nacht zu Donnerstag ganz Genna und fast 100 Einsatzkräfte der Feuerwehr in Atem gehalten. Glücklicherweise musste nur ein Bewohner mit einer Rauchgasvergiftung ins Letmather Krankenhaus gebracht werden. Abgesehen von einer 34-jährigen Feuerwehrfrau, die sich im Einsatz das Knie verdrehte und einem weiteren Feuerwehrmann, wurde sonst niemand weiteres verletzt. Beide wurden ebenfalls ins Krankenhaus gebracht, das sie nach ambulanter Behandlung aber wieder verlassen konnten.
Im Gespräch mit der Heimatzeitung teilten Gesellschafter Sebastian Schütte und Geschäftsführer Stephan Beier mit, dass es „das Wichtigste ist, dass alle Bewohner des Hauses mit dem Schrecken davongekommen sind. Unser Dank gilt der Feuerwehr für ihren aufopferungsvollen Einsatz unter schwierigsten Bedingungen.“
Eine Million Euro Schaden
Durch den Brand, der von dem Wohnhaus auf das direkt angrenzende Produktions- und Lagergebäude des metallverarbeitenden Betriebes überging, entstand nach einer ersten Schätzung ein Schaden von mindestens einer Million Euro. Nach Aussage von Sebastian Schütte sind Teile der Büros, der Produktion, ein Besucherzimmer und die Buchhaltung durch das Feuer und die Löscharbeiten betroffen.
Am schlimmsten hat es zwei Familien getroffen, die im Haus Gennaer Straße 64 gewohnt haben. Durch das Feuer ist die Familie, die das Obergeschoss bewohnte, obdachlos geworden. Das Ehepaar, das vier Kinder hat, bekommt Leistungen vom Jobcenter und hatte keine Hausratversicherung.
Die Familie kam zunächst bei einer Nachbarin unter, die im sozialen Netzwerk „Facebook“ bereits zu einer Hilfsaktion aufgerufen hat. „Die Familie benötigt jetzt ganz dringend eine Wohnung, Kleidung und Möbel. Wer möchte, kann die Familie auch finanziell unterstützen“, sagte die Letmatherin, die ungenannt bleiben möchte. Wer helfen will, kann sich unter der Rufnummer 0176/67649912 melden. Auch die DLRG Letmathe stellt sich in den Dienst der guten Sache. Der Vorsitzende Uwe Dornhoff: „Die Familie ist bei uns Mitglied. Wir werden daher am kommenden Sonntag nicht am Festzug des IBSV teilnehmen, sondern stattdessen von 9 bis 18 Uhr vor dem Aquamathe Spenden für die Familie (Hausrat, Spielzeug, Kleidung, etc) entgegennehmen.“
Die Ursache des Feuers war, so Polizei-Pressesprecher Dietmar Boronowski, brennendes Speiseöl. Ein Bewohner wollte sich in der rückwärtig gelegenen Küche Pommes Frites zubereiten, schaltete dafür die Fritteuse an und ging in den vorderen Teil des Gebäudes, um sich dort hinzulegen. Dabei muss er eingeschlafen sein. Ein über ihm wohnender Mann bemerkte die Rauchentwicklung und alarmierte die restlichen Bewohner.

Ab 21.11 Uhr gingen am Mittwochabend bei der Feuerwehr rund 15 Notrufe innerhalb kürzester Zeit ein, die den Wohnungsbrand an der Gennaer Straße meldeten. Schon bei der Anfahrt über die Autobahn habe man den Qualm über Genna deutlich sehen können, berichtete Einsatzleiter Jörg Schäfer, der mit der Berufsfeuerwehr kurz nach der Löschgruppe Letmathe am Haus mit der Nummer 64 eintraf.
Aus einem Fenster im ersten Stock des Wohnhauses, das Teil des Gebäudekomplexes der Firma Schütte Industrie Service ist, sei dichter Rauch gekommen. „Mehr war von vorne aber zunächst nicht zu sehen“, sagte Schäfer. Wenn man jedoch an der Seite des Gebäudes geschaut hätte, habe man gesehen, dass auch aus dem direkt dahinter angrenzenden Fabrikgebäude auf einer Länge von 20 Metern an der Kante des Daches bereits massiv Rauch austrat, sich das Feuer also schon von einem zum anderen Dach durchgefressen hatte, da es zwischen den Gebäudeteilen keine Brandwand gab. „Wir haben dann noch versucht, einen Innenangriff zu starten, aber die Temperatur im Gebäude war schon zu hoch trotz unserer entsprechenden hitzebeständigen Einsatzkleidung.“ Deswegen habe man sich darauf beschränken müssen, so genannte Riegelstellungen zu errichten, an denen mit starkem Wassereinsatz versucht wurde, wenigstens einen Teil des Gebäudes zu retten. Menschen seien zu dem Zeitpunkt nicht mehr in Gefahr gewesen. Ganz Genna war zeitweise in eine dichte Rauchwolke gehüllt. Der Qualm zog auch weiter über Oestrich in Richtung Iserlohner Innenstadt und Hemberg und war dabei so intensiv, dass die Feuerwehr noch von der Dortmunder Straße Hinweise per Notruf bekam. Nach Aussage der Feuerwehr ging vom Qualm keine gesundheitliche Beeinträchtigung der Bewohner aus. Mario Melzer, Einsatzleiter der Feuerwehr: „Es wurden keine giftigen Dämpfe oder Schadstoffe im Qualm festgestellt.“
Schon beim Eintreffen des Löschzugs der Berufsfeuerwehr und des Löschzugs Letmathe/Stübbeken der Freiwilligen Feuerwehr war klar gewesen, dass die Einsatzkräfte nicht ausreichen würden. Eine halbe Stunde nach der Alarmierung wurde daher die Alarmstufe auf „Feuer 3“ erhöht und später in der Nacht sogar noch auf die höchste Stufe „Feuer 4“ - das erste Mal seit dem WEKA-Großbrand im Juli vor vier Jahren.
Verhindern konnten aber auch die fast 100 Einsatzkräfte nicht, was sich etwa eine Dreiviertelstunde nach ihrem Eintreffen ereignete: Durch eine so genannte Durchzündung platzte das Dach regelrecht auf und die Flammen schlugen aus dem zweigeschossigen Gebäude heraus und das schließlich auf einer Fläche von rund 800 Quadratmetern. „Das ist die unvermeidbare Folge, wenn man das Feuer nicht von innen und auch von außen nicht effektiv bekämpfen kann, und das war hier leider der Fall, da es sich um eine Doppelkonstruktion handelte, bei der auf das alte Dach ein neues aufgesetzt worden war“, erläuterte Einsatzleiter Jörg Schäfer.

Rohrbrüche bei Löscharbeiten
Um den Brand in dem schwer zugänglichen, verschachtelten Gebäudekomplex in den Griff zu bekommen, spritzte die Feuerwehr von drei Drehleitern aus mehrere Stunden lang tausende von Litern Wasser von oben auf das Feuer. Um genügend Löschwasser zu bekommen, wurde eine Schlauchstrecke zur „400er Leitung an der Bahnhofstraße gelegt. Diese Leitung kann 4000 Liter pro Minute freigeben. Zusätzliches Löschwasser wurde aus der Lenne entnommen.
Die erhebliche Löschwasserentnahme aus den Hydranten führte dann am frühen Donnerstagmorgen zu zwei Wasserrohrbrüchen. Betroffen waren dadurch Anwohner der Bereiche Berliner Allee, Zum Volksgarten, Kühlingstraße und Unterfeldstraße. Die Reparaturarbeiten dauerten bis Donnerstagnachmittag. In der Zwischenzeit hatten die Stadtwerke eine Notversorgung mittels Hydranten-Standrohren eingerichtet.
Zudem waren die Flammen in der Nacht auch am Boden mit zahlreichen C-Rohren von Zwei-Mann-Trupps im Innenangriff bekämpft. Um 23.45 Uhr brachte die Feuerwehr den Brand schließlich unter Kontrolle, ab 2 Uhr mussten nur noch einzelne Glutnester abgelöscht werden, ab 5 Uhr wurde bis zum Morgen darüber gewacht, dass die Flammen nicht mehr aufloderten. Um während des Großeinsatzes stets genügend Atemschutzgeräte zur Verfügung zu haben, griff die Iserlohner Berufsfeuerwehr auch auf die Vorräte der Hagener Kollegen zurück, die zudem mit ihrer Drehleiter gekommen waren.
„Insgesamt hatten wir heute Nacht mehr als 50 Atemschutz-Geräte im Einsatz“, sagte Feuerwehr-Chef Christian Eichhorn. Für die ausreichende Versorgung mit Löschwasser waren durch die Einsatzleitung zusätzliche Tanklöschfahrzeuge und der Abrollbehälter „Schlauch“ angefordert worden.
Verpflegung vom DRK
So waren nach dem Löschzug Bremke/Iserlohner Heide auch noch die Löschgruppen Stadtmitte, Untergrüne und Oestrich alarmiert worden. Die Löschgruppen Sümmern und Leckingsen besetzten zunächst die Feuerwache, übernahmen dann die Nachlöscharbeiten und wurden dafür an der Dortmunder Straße von den Kollegen aus Hennen und Drüpplingsen abgelöst, die anschließend die Brandsicherheitswache stellten. Die Verpflegung der Einsatzkräfte übernahm das Deutsche Rote Kreuz im Letmather Gerätehaus.

Quelle : derwesten.de
Torsten Lehmann, Ralf Tiemann und Hartmut Becker

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