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26.01.2013
Feuerwehr - Ahrens: Koordinierung vor Ort ist unerlässlich

Die anhaltende Diskussion um den Erhalt der Leitstelle in Iserlohn war das bestimmende Thema bei der Jahresdienstbesprechung der Feuerwehr.


„Unklarheit und Ungewissheit sind keine Grundlage für die Arbeit der Feuerwehr. Wir stehen für Zuverlässigkeit und Unerschütterlichkeit. Und die brauchen wir auch seitens der Stadt, um unsere Leistung bringen zu könne“, erklärte Feuerwehrchef Christian Eichhorn bei der Jahresdienstbesprechung der Iserlohner Feuerwehr angesichts der anhaltenden Diskussionen um den Erhalt der Leitstelle in Iserlohn. Auch am Samstagabend im Audimax der Fachhochschule Südwestfalen waren die Verhandlungen mit dem Kreis über Leitstelle und Servicecenter die bestimmenden Themen, und Christian Eichhorn dankte Bürgermeister Dr. Peter Paul Ahrens ausdrücklich für dessen Zusage, sich vehement für den Verbleib der Leitstelle in Iserlohn einzusetzen. Ahrens hatte in seinem Grußwort betont, dass es eminent wichtig sei, dass die Leitstelle erhalten bleibe und der Notruf 112 auch zukünftig in Iserlohn auflaufe. „Die Koordinierung vor Ort ist unerlässlich für den Erfolg der Feuerwehreinsätze“, sagte er und erntete damit lautstarken Applaus von den Feuerwehrleuten im gut gefüllten Audimax.

Weniger erfreut wurde seine Forderung aufgenommen, die vom Stadtrat beschlossenen Einsparungen in Höhe 300 000 Euro im Feuerwehretat umzusetzen. Die Gespräche dazu sollen nun fortgeführt werden, und Christian Eichhorn kündigte an, ein dem Feuerwehrausschuss ein neues Ausstattungskonzept vorzulegen. Gleichzeitig machte er aber deutlich, dass eine geringere Mittelaufwendung bei der Feuerwehr nur ein für eine gewisse Zeit möglich seien. Dann müsse aber wieder investiert werden, um einer Veralterung des Materials vorzubeugen. Darauf machte auch Michael Zihn, Sprecher der Freiwilligen Feuerwehr, aufmerksam, indem er anmerkte, dass der Fuhrpark 2012 unverändert blieb und man auf der Hut sein müsse, dass das Material nicht – wie es in der Vergangenheit schon geschehen ist – veralte. Und auch Bezirksbrandmeister Hartmut Ziebs sagte angesichts der geforderten Streichungen, man könne die Stadtkasse nicht mit Einsparungen bei der Feuerwehr sanieren. Er hofft nun auf Entscheidungen, die mit dem Anspruch der Bevölkerung auf Sicherheit vereinbar seien. Gleichwohl dankten Eichhorn und Zihn den politischen Entscheidungsträgern für das zügige Angehen des Gerätehallen-Neubaus in Sümmern und gaben ihrer Hoffnung Ausdruck, dass es nun in der Grüne und später auch in Drüpplingsen und Oestrich ähnlich voran geht.

Bezirksbrandmeister Ziebs war nach Iserlohn gereist, um Brandoberinspektor Heinz Balkenhoff für seine besonderen Verdienste mit dem Feuerwehrehrenkreuz in Silber auszuzeichnen. Daneben wurden Willi Schwarz und Rafael König für 35-jährige Mitgliedschaft geehrt. Ralf Hosenfeld wurde zum stellvertretenden Sprecher der Freiwilligen Feuerwehr ernannt, und Norbert Six wurde zunächst zum Brandinspektor befördert, um dann zum Löschzugführer der Löschzugs 2 (Bremke/Iserlohnerheide) ernannt zu werden.

Was von der Jahresdienstbesprechung aber bleib, waren die eindringliche Appelle an die anwesenden Ratsmitglieder und Verwaltungsmitarbeiter. Christian Eichhorn: „Setzen sie unsere Leistungsfähigkeit nicht herab. Das entspricht nicht dem Bürgerwillen.“

Aktuelle Zahlen zur Feuerwehr: Rund 13 300 Einsätze hatte die Iserlohner Feuerwehr 2012. Das bedeutet, dass etwa alle 40 Minuten ein Notruf einging. Rund 11 600 der Einsätze betrafen den Rettungsdienst. 516 Mal rückte die Wehr zur Brandbekämpfung aus, 879 Mal wurde sie zu Hilfeleistungen gerufen. Mit einer Quote von 83,8 Prozent bei der Erreichzeit von acht Minuten bei kritischen Bränden (Hilfsfrist 1) kann die Feuerwehr 2012 auf eine positive Bilanz verweisen. Über 302 Kräfte verfügen die 14 Löschgruppen in den sechs Löschzügen der Freiwilligen Feuerwehr. Das sind rund 60 weniger als noch im Jahr 2010.


Demografie: Der ärgste Gegner

Die andauernde Diskussion um die eigene Leitstelle, Sparzwänge, die drohende Veralterung des Fuhrparks und der Geräte, die Notwendigkeit, neue Gerätehäuser zu errichten – die Probleme, mit denen sich die Iserlohner Feuerwehr konfrontiert sieht, sind vielfältig. Der ärgste Gegner ist aber auch hier der demografische Wandel. Michael Zihn, Sprecher der Freiwilligen Feuerwehr, rechnete am Samstag vor, dass er bis 2010 stabile 360 ehrenamtliche Kräfte in den Löschgruppen hatte. Dann begann der Abstieg auf derzeit exakt 302. Halte der Trend so an, gebe es 2020 noch 190 Freiwillige in Iserlohn, was dann nur durch eine kostenintensive Aufstockung der Berufsfeuerwehr aufgefangen werden könnte. Er empfiehlt eine Image-Offensive, breite Werbeaktionen, vielleicht auch monetäre Anreize.

Ob das genügt? Feuerwehr-Chef Christian Eichhorn hat recht, wenn er sagt, dass dieses Problem ein gesamtgesellschaftliches ist. Und in diesem Zuge, so seine Beobachtung, werde den jungen Leuten schon sehr früh auch im Beruf sehr viel zugemutet – mehr Einsatz und mehr Stress, als in der Vergangenheit. Für das Ehrenamt bliebe da schlicht kein Platz mehr.

Dennoch ist die Feuerwehr auf das Ehrenamt angewiesen. Wenn sie da ein Stück vom Kuchen abhaben möchte, muss sie sich wohl auch selbst hinterfragen und möglicherweise bewegen – Marschmusik vom Spielmannszug und Kameradschaft unter Männern mag lange Zeit funktioniert haben, ob das aber auch der Weg in die Zukunft ist, ist fraglich.

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