Traditionsgaststätte "Waldhaus am Franzosenhohl" zerstört
Iserlohn. Das „Waldhaus am Franzosenhohl“ ist am Montagmorgen in Flammen aufgegangenen. Das Gebäude, vielen auch noch als „Waldhaus Graumann“ bekannt, war nicht mehr zu retten. Für die Einsatzkräfte stellte sich die Versorgung mit Wasser als Problem dar. Eine Feuerwehrfrau wurde leicht verletzt.
Ich kann das gar nicht glauben, das ist wie im Film: Man schaut in ein schwarzes Loch.“ Am Tag nach dem Brand des Restaurants „Waldhaus am Franzosenhohl“, das vielen auch noch als das „Waldhaus Graumann“ bekannt sein dürfte, steht Nina Gorree, Tochter der Wirtin Susanne Gorree, fassungslos vor den Trümmern des elterlichen Betriebes. Gegen 4 Uhr morgens hatte ihre im Urlaub weilende Mutter sie angerufen, seitdem herrscht Verzweiflung.
Es war gegen 1.30 Uhr am frühen Montagmorgen, als ein Gast des nahen Literaturhotels durch knisternde Geräusche geweckt wurde. Er nickte wohl noch einmal kurz ein, bevor er auf den Balkon ging, um nachzusehen: Das Flachdach des benachbarten Gebäudes stand in Flammen. Die telefonisch informierte Hotelleitung rief die Feuerwehr, so dass kurz darauf neben der Berufsfeuerwehr auch die Löschgruppen Stadtmitte, Obergrüne und Kesbern zum Brandort eilten.
Das Feuer fraß sich langsam aber sicher durch das alte Fachwerkgebäude und den Anbau neueren Datums. Das Restaurant war zum Zeitpunkt des Brandes bereits geschlossen. Das Haus wird seit einigen Wochen nicht mehr als Wohnung genutzt, so dass Personen nicht unmittelbar gefährdet waren.
Dass der Fachwerk-Bau samt Anbau nicht zu retten war, zeichnete sich für die Feuerwehr zu einem frühen Zeitpunkt ab. Für die Einsatzkräfte in der Nacht stand daher neben der schwierigen Löschwasserversorgung im Mittelpunkt, den Brand kontrolliert ablaufen zu lassen. Die beiden benachbarten Häuser – das Hotel Franzosenhohl und ein Privathaus – waren nicht gefährdet. Angesichts des windstillen Wetters bestand auch nicht die Sorge, dass die Flammen auf den Wald übergreifen. Eine Feuerwehrfrau wurde bei den Löscharbeiten leicht verletzt und ins Krankenhaus gebracht.
Bereits für die ersten Einsatzkräfte war offensichtlich, dass vor ihren Augen ein Stück Iserlohn in Flammen aufgeht. Nachdem die Familie Graumann im Jahr 1998 den renommierten Betrieb im Iserlohner Stadtwald abgegeben hatte, versuchten sich in der Folge zwei Betreiber - eher erfolglos. Inzwischen hatte sich das Restaurant unter der aktuellen Leitung von Susanne Gorree und Jochen Rosenbusch seinen Platz in der Iserlohner Gastronomie-Szene zurückerobert und dabei auch von der Nähe zum Literaturhotel profitiert. Das Gebäude befindet sich ebenso wie das Literaturhotel Franzosenhohl heute im Besitz von Dr. Helmut Holzhauer. Er und seine Ehefrau Gisela schliefen in ihrem angrenzende Privathaus, als das Feuer im „Waldhaus am Franzosenhohl“ ausbrach. Sie verfolgten das Geschehen sehr gefasst, bedauerten aber bereits, dass hier ein Stück Iserlohner Tradition am Ende der Löscharbeiten wohl vollkommen zerstört sein wird.
Die Feuerwehr war in der Nacht mit zwei Löschzügen (70 Einsatzkräfte) vor Ort, am Tage dann noch einmal mit zehn Einsatzkräften. Regelmäßig wurde auch am Tag noch gelöscht, immer wieder tauchten neue Glutnester auf. Ins Gebäude hinein durfte niemand mehr, es ist akut einsturzgefährdet. Wie Brandoberinspektor Klaus Knust, der um 7.30 Uhr Brandamtmann Volker Noack als Einsatzleiter ablöste, erklärte, wurde auch eine Wärmebildkamera eingesetzt, um die verbliebenen Brandnester aufzuspüren. Die Löschgruppen Letmathe und Stübbeken hielten Brandwache.
Die Kriminalpolizeiuntersuchte das Haus unter anderem mit einem Spürhund. Wie die Polizei am späten Montagnachmittag mitteilte, war es laut einem Brandsachverständigen wahrscheinlich zu einem elektrischen Kurzschluss in einem älteren Umverteilungskasten, der für den Gastraum zuständig war, gekommen. Das wiederum löste einen Schwelbrand aus, der schließlich das Dach in Brand setzte.
In der Nacht hatte vor allem die Versorgung mit Löschwasser für Probleme gesorgt: Zwar befindet sich ein Hydrant unmittelbar hinter dem Waldhaus, doch dessen Dimension reichte gerade aus, um mit einem einzigen C-Rohr gegen die Flammen vorzugehen.
So richtete die Feuerwehr zunächst einen Pendelverkehr mit Tanklöschfahrzeugen der Löschgruppen Sümmern, Drüpplingsen und Hennen ein. Dann wurden mit Schläuchen zwei Leitungen bis zu den Hydranten am Jazzclub „Henkelmann“ und am Sportplatz in der Läger ausgelegt - eine mühsame und zeitaufwändige Arbeit, denn 1,4 Kilometer mussten überbrückt werden. Währenddessen übernahmen die Löschgruppen der Freiwlligen Feuerwehr Heide und Bremke die Aufgaben auf der Feuerwache.
Die Stadtwerke Iserlohn als Betreiber des Trinkwassernetzes erklärten auf Anfrage, dass es sich am Waldhaus um einen normalen Hydranten an einer normalen Trinkwasserleitung handele. „Durch die versorgungstechnischen Strukturen und die exponierte Lage des Gebäudes ist die Bereitstellung von Löschwasser an die physikalischen Grenzen gestoßen“, so Jürgen Richters, Abteilungsleiter Bau und Betrieb. Einige Mitarbeiter der Stadtwerke unterstützten die Feuerwehr bei der Löschwasserbereitstellung.
Die Zukunft des Waldhauses am Franzosenhohl malt das Inhaber-Ehepaar Dr. Helmut und Gisela Holzhauer bereits zum jetzigen Zeitpunkt keineswegs in dunklen Farben. Erste Gedanken an einen Wiederaufbau hat die Familie offensichtlich bereits angestellt, nachdem der erste Schock der Nacht überwunden war. „Unser Hotel und unsere Veranstaltungen laufen prima, da können wir doch auf die Gastronomie in der unmittelbaren Nähe gar nicht verzichten
Quelle: www.der-westen.de
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