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13.11.2010
Überflutungen nach Dauerregen - "Land unter" im Iserlohner Norden

Iserlohn/Letmathe. Seit dem frühen Samstagmorgen sind die Iserlohner Berufsfeuerwehr und zahlreiche Löschgruppen nach unwetterartigen Regenfällen im Dauereinsatz.
Besonders schlimm hat es den Iserlohner Norden getroffen. Die Ortschaften Hennen, Drüpplingsen, Sümmern, Kalthof und Rheinen sind nach Angaben der Feuerwehr-Pressestelle besonders schlimm betroffen. Alle Einheiten von Beruf-, Freiwilliger Feuerwehr, DRK und Iserlohner Stadtbetriebe sind mit rund 200 Kräften im Einsatz. Weiterhin wurde das Technische Hilfswerk (Fachgruppe Wasserschaden/Pumpen) ins Einsatzgebiet in Marsch gesetzt. Sie werden unterstützt durch 50 Feuerwehrmänner aus Hemer und Neuenrade. Die Lage ist auf Grund des anhaltenden Regens weiterhin kritisch. Keller, Stallungen, Straßen, Gräben und Wege stehen unter Wasser, die Gullis schaffen die enormen Wassermengen nicht, die durch den Dauerregen auftreten.

In Sümmern ist die Rittershausstraße im Bereich Reiterhof Spieckhof wegen Überflutung vom Ordnungsamt gesperrt worden, berichtete Feuerwehrsprecher Detlef Rutsch. Die Einsatzzentrale der Berufsfeuerwehr Iserlohn ist mit acht Beamten aus der Freizeit verstärkt worden. Dort arbeiten zehn Disponenten, um die anfallenden Anrufe zu bewältigen und zu koordinieren.

In der Feuerwache wurde bereits um 8.30 Uhr eine technische Einsatzleitung, bestehend aus Mitarbeitern der Berufsfeuerwehr, der Stadt Iserlohn, des THW und des DRK eingerichtet.

In Drüpplingsen drohte ein Ferienhaus am Druppskamweg abzurutschen. Dort war ein Hang mit Büschen und Baumen weggespült worden. Bewohnerin Angelika Sträter aus Bönen zeigte sich dankbar durch die Unterstützung der Feuerwehr, die Sandsäcke aufschichtete, um Schlimmeres zu verhindern.

Auch in der Gutsbrennerei Bimberg und im angrenzenden Gesindehaus pumpten Rettungskräfte Keller und andere Räume aus, die meterhoch unter Wasser standen. „Aus den Wänden kam das Wasser wie aus einem Schlauch“ berichtete Yvonne Gebert, die unterhalb des Hofes das ehemalige Gesindehaus bewohnt.

„Es ist gut dass wir die Feuerwehr haben“, lobte Johanna Bimberg den Einsatz der Rettungskräfte der Löschgruppe Obergrüne. „Wir befürchten, dass wir noch lange zu tun haben“, prognostizierte Löschgruppenführer Ralf Hosenfeld. „Das haben wir in 25 Jahren noch nie erlebt“, sagte Ina Bimberg. „Dabei liegen wir auf dem Berg“, kann sie es gar nicht glauben, was die anhaltenden Regenfälle auch in diesen Lagen anrichten können.
In Hennen stand der Biolandhof Gut Lettehof am Morgen unter Wasser. Reißende Schlamm-Massen waren den Letteweg hinuntergespült worden. Während der Löschzug 6 mit Kräften aus Drüpplingsen und Hennen mit dem Abpumpen beschäftigt war, versorgte der Bauer die 36 Pferde, damit sie nicht in Panik gerieten. Er stellte außerdem die Heu- und Strohvorräte zur Verfügung, die in Ermangelung von Sandsäcken als Schutzwall vor dem Stall aufgebaut wurden. Im westlichen Bereich befreiten die freiwilligen Feuerwehrmänner zwei Brücken von Holz und Abfällen, damit das Wasser besser abfließen konnte.

„Das sind Naturgewalten, da sind wir machtlos“, erklärte Zugführer Heinz Balkenhoff achselzuckend. „Wir können nicht jedes Haus freipumpen, so viele Gerätschaften haben wir gar nicht.“ Auch der nahe gelegene Sportplatz Hennen mit seinem Vereinsheim des SV Hennen wurden von den Wassermassen heimgesucht. Ein weiterer Einsatzschwerpunkt war die Dorfstraße in Rheinen, wo mehrere Keller vollliefen. Die Dorfstraße erschien den Anwohnern am Morgen wie eine große Seenplatte. „Wir wohnen jetzt seit 25 Jahren hier, das hat es noch nie gegeben“, erklärte Axel Königrör. In seinem Keller stand das Wasser zeitweise knietief. Die Kühltruhe schwamm im Wasser ebenso wie Schuhregale. Er rette sein Rennrad ins Wohnzimmer. Auch im Garten und der Terrasse war stellenweise „Land unter“. Das Wasser kam aus dem nahe gelegenen Mullenbach. Die Rohre waren stellenweise mit Holz und Laub verstopft.

In einem Nachbarhaus waren bei Familie Wewer die Wassermassen in eine Tiefgarage geflossen, wo ein Toyota und zwei Motorräder in Mitleidenschaft gezogen wurden. Aus dem Pkw schöpften die Besitzer das Wasser mit Bechern ab. Vor 40 Jahren, als das Haus gebaut worden sei, habe es einmal solche Fluten an der Dorfstraße gegeben, hieß es.

Auch in Iserlohn gab es zeitweise Überschwemmungen, an der Gerichtsstraße, am Hemberg-Sportplatz und auf dem Weg zur Hemberg-Halle. Am Wiesengrund droht der Teich überzulaufen. Wenn das passiere, sei auch die Erlöserkirche betroffen, erklärte Detlef Rutsch weiter. Angesichts der Wetterprognosen, nach denen es bis Sonntagvormittag weitere Niederschläge gebe, rechnet er mit weiteren Einsätzen der vielen Hilfskräfte.

Auch Letmathe wurde von den Wassermassen betroffen. Die Straßen Pater und Nonne, Berliner Allee und Oeger Straße waren teilweise wegen zusitzender Gullys überflutet. Der Volksgartenteich drohte überzulaufen, weil sich der Abfluss an der Berliner Allee mit Laub zugesetzt hatte. Er wurde von Kräften der Löschgruppe Sümmern gereinigt.

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