Großbrand bei WEKA in Iserlohn-Sümmern
Nach fast neunstündigem Kampf konnten die mehr als 200 Feuerwehrleute am Vormittag gegen 10.30 Uhr den Großbrand beim Chemie-Unternehmen Weka in Sümmern löschen. Ein 46-jähriger Mitarbeiter aus Menden wurde Opfer der gewaltigen Explosionen und Flammen. Der Schaden geht in die Millionen.
Die Feuerwehr geht nicht mehr davon aus, den vermissten Mann in den Trümmern der Firma noch zu finden. "Das Firmengelände sieht aus, als habe eine Bombe dort eingeschlagen", beschrieb Feuerwehrsprecher Detlef Rutsch das Szenario - und damit auch die Hoffnungslosigkeit, hier noch einen Überlebenden zu bergen. Bei dem Vermissten handelt es sich um einen von drei Weka-Mitarbeitern, die die Nachtschicht bestritten hatten. Die beiden anderen konnten sich noch rechtzeitig vor den Flammen retten. Insgesamt wurden acht weitere Personen durch Rauchgas verletzt, von denen vier ins Krankenhaus gebracht werden mussten.
Das Feuer, das das gesamte Firmengelände nach der ersten gewaltigen Explosion um 1.45 Uhr erfasst hatte, züngelte bis zu 70 Meter hoch in den Nachthimmel. Zur Ursache der Explosion konnten Feuerwehr und Polizei bislang noch nichts sagen, vor Ort wurde über den Einschlag eines Blitzes spekuliert. Unmittelbar nachdem der Brand bei der Iserlohner Feuerwehr gemeldet wurde, hatte die Zentrale die höchstmögliche Alarmstufe ausgegeben. Alle in Iserlohn zur Verfügung stehenden Einsatzkräfte wurden umgehend mobilisiert. Zusätzlich wurden Kräfte aus Hemer, Menden und Schwerte angefordert. Zwei Stunden nach Ausbruch wurde auch eine Einheit des Transport-, Unfall- und Informationssystems (TUIS) der chemischen Industrie aus Marl und Dormagen angefordert, die am frühen Morgen eintraf. Mit mehr als 10.000 Liter Wasser und Schaum pro Minute aus einem Großbereichswasserwerfer unterstützten die Mitarbeiter von zwei Werkfeuerwehren die Blauröcke aus der Region, die bereits mit zahlreichen weiteren Tanklöschfahrzeugen und anderen Gerätschaften den Großbrand bekämpften.
Wegen der enormen Hitzestrahlung und der Gefahr vor weiteren Explosionen war an eine direkte Brandbekämpfung anfangs nicht zu denken. Stattdessen hatte die Feuerwehr den Brand zunächst eingekreist und Löschfahrzeuge möglichst nah postiert, um ein Übergreifen des Feuers auf die umliegenden Gebäude zu verhindern. "Wir können nur noch versuchen, mit unseren Wasserwerfern von außen zu retten, was zu retten ist. Reinschicken können wir da niemanden mehr", kommentierte Feuerwehrsprecher Detlef Rutsch die ersten Maßnahmen.
Etwa eine Stunde nach Beginn des Feuers hielten aber auch die drei großen Weka-Außentanks mit Lösemitteln der Hitze nicht mehr stand. Innerhalb von 18 Minuten explodierten sie nacheinander, die Flammen schlugen weit mehr als 100 Meter in die Höhe. Der Feuerschein war dabei sogar in der Iserlohner Innenstadt wahrzunehmen.
Durch die gewaltigen Explosionen griff das Feuer nun doch auf ein benachbartes Wohnhaus sowie auf die direkt angrenzende Armaturenfabrik Dornbracht über. Im weiteren Verlauf der Brandbekämpfung gelang es den Einsatzkräften aber, das Feuer im Inneren von Dornbracht zu stoppen. Etwa ein Viertel der Firma fiel dem Brand aber dennoch zum Opfer.
Druckwelle und Temperaturen über 1000 Grad
Bereits die erste Explosion hatte die umliegenden Gebäude stark beschädigt. Neben der angrenzenden Dornbracht-Halle hatte die Druckwelle auch sämtliche Scheiben der benachbarten Feindraht-Fabrik Edelhoff zerstört. Auch zwei vor dem Gebäude auf der Straße parkende Autos haben durch die Brand-Temperaturen, die bei den Explosionen weit über 1000 Grad Celsius betrugen, Feuer gefangen, eines brannte komplett aus.
Bis gegen 4.30 Uhr waren immer noch Explosionen zu hören, die Flammen loderten weiterhin in beängstigendem Maße hoch und entwickelten eine enorme Hitzestrahlung, die auch etwa 200 Meter vom Brand entfernt noch zu spüren war. Gegen 6.30 Uhr hatte die Feuerwehr dann aber den kompletten Brand im Griff. Das Feuer hatte inzwischen an Intensität verloren, und auch die dichte Rauchentwicklung nahm am frühen Morgen deutlich ab. Nach ersten Messungen waren die Schadstoffwerte unter den zulässigen Grenzen geblieben, die Feuerwehr warnte jedoch bis zum Morgen vor der Rauchwolke, die sich in nordöstliche Richtung nach Menden, Fröndenberg und Drüpplingsen bewegte. Es wurde gebeten, Fenster und Türen geschlossen zu halten
Warnung für Menden, Fröndenberg und Drüpplingsen
Auch das Gewerbegebiet rund um die Firma war bis zum frühen Nachmittag weiträumig abgesperrt. Inzwischen sind zumindest die Straße Am großen Teich sowie die östlich davon abzweigenden Nebenstraßen wieder freigegeben. Die Löscharbeiten werden sich vermutlich noch bis in den Donnerstag hinein hinziehen.
Die Firma Weka betreibt die Destillation von verunreinigten Lösemitteln aus der Farben-, Lack- und Harzherstellung, die zum Beispiel in der Automobil-, der Möbel- und Pharmaindustrie verwendet werden. Das Unternehmen war bereits am 27. März 2002 Opfer eines Großfeuers geworden.
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